Für das Liedertreffen 2015 in Görlitz entstand dieser Einwegtext.

Während des Auftritts klingelt das Handy meiner Frau. Sie entschuldigt sich, sucht es, und schaltet es aus.
OriginalHochdeutsch
Ja ja, mei Frau. As ganze Jahr schalts as Handy ned ei, oba wenns as eischalt, vagißts as Aussachaltn. I hob aa a Händy. Ja ja, meine Frau. Das ganze Jahr schaltet sie ihr Handy nicht ein, wenn sie es aber eimschaltet, vergißt sie das Aussachalten. Ich hab auch ein Handy.
Oba des geht nimma. Ihr kennts etzt natürlich frogn, wozua i a Händy brauch, des ned geht. I erklärs eich. Wenn i in a Gsellschaft bin und der Gesprächsstoff versiegt, oda wenn Themen ogschnittn wern, de mia ned passn, dann leg i des Händy aufn Tisch neba de Smartphone von de andern. Und dann geht's scho los:

"Schau a mol, wos der fia an Funkknochn hod." Sogt da Oa.
"Ja, wia old is denn des, des hod ja no a Antenne." Moant da ander.
"Ja freilich, wie sollstn sunst funkn."

Und scho host a neis Thema.
Des geht aber nicht mehr. Ihr könnt jetzt natürlich fragen, wozu ich ein Handy brauche, das nicht geht. Ich erklär es euch. Wenn ich in einer Gsellschaft bin und der Gesprächsstoff versiegt, oder wenn Themen angeschnitten werden, die mir nicht zusagen, dann lege ich das Handy auf den Tisch neben die Smartphone von den anderen. Und dann geht es schon los:

"Schau mal, was der für einen Funkknochn hat." Sagt der Eine.
"Ja, wie alt ist denn der, der hat ja noch eine Antenne." Meint der andere.
"Ja freilich, wie soll man sonst funken."

Und schon hat man ein neues Thema.
Is eich des scho amol afgfolln, wenn se a paar Leit in a Wirtschaft treffa, als erstes wird as Smartphone am Tisch glegt. Dann vergleichas de Phallussymbole. I moan Schwanzvergleich in da Wirtschaft geht ja schlecht. Und dann wundern sa se, wenns klaut wird. Und dann machas a Gschroa, oba ned wega dem finanzielln Verlust, sondern weils etzt a paar Tog von der restlichn Welt abschnittn san. De dan, wia wenns in a Litfasssäuln eigmauert warn. Scheiße, wennst grod etzt ned de Leid oruafa konnst, de dir gegnüba sitzn.

Ich hobs erlebt in a Straußnwirtschaft am Kaiserstuhl. Da stand af der Speisekartn "Geröstete Sulz". Also bei uns in Bayern is a Sulz so wos wia Aspik, oba wie willstn des röstn. "Des hob i glei", hod oana midn Streichlhändy gsogt, und an Herrn Gugl gfrogt. Und wos war der erste Treffer? De Speiskartn von der Strauße in der mia grod gsessn san. Hamma wieda ned gwußt, wos a geröstete Sulz is.
Ist euch das schon mal aufgefallen, wenn sich ein paar Leute in einer Wirtschaft treffen, als erstes wird das Smartphone auf den Tisch gelegt. Dann vergleichen sie die Phallussymbole. Ich meine Schwanzvergleich in der Wirtschaft geht ja schlecht. Und dann wundern sie sich, wenn es gestohlen wird. Und dann machen sie ein Geschrei, aber nicht wegen dem finanziellen Verlust, sondern weil sie jetzt ein paar Tage von der restlichen Welt abschnitten sind. Die tun, als wären sie in eine Litfasssäule eingemauert. Scheiße, wenn man gerade jetzt nicht die Leute anrufen kann, die einem gegenüber sitzen.

Ich hab es erlebt in einer Straußenwirtschaft am Kaiserstuhl. Da stand auf der Speisekarte "Geröstete Sulz". Also bei uns in Bayern ist eine Sulz so etwas wie Aspik, aber wie soll man das rösten. "Das hab ich gleich", meinte einer mit einem Streichlhändy, und fragte Herrn Google. Und was war der erste Treffer? Die Speiskarte von der Strauße in der wir gerade saßen. Haben wir wieder nicht gewußt, was eine geröstete Sulz ist.
Und zu sowos soll i a Smartfoun braucha? I moan, i hob a Wohnung, do bi i erreichbar. Und wenn i weg fahr, dann fahr i ja desweng weg, dass i ned erreichbar bin. Und, so a moderns Zeixl, so a Teuflszeug, des glang i eh ned oo. De neia Händi do, wenn i mid dene telefoniern wui, fotogrfier i imma mei Ohr. Wos de heitzutogs scho ois kenna, wahrscheinlich kennas demnächst Kaffä kocha und Wäsch waschn. Dafia werns imma kleana, irgendwann braucht ma a Stecknodl, damit ma de Tastn übahaupts trifft.

Als Fön gehas scho, des woaß i von meim Schwiegasohn, der hod se so a Fön-Äpp fia 45 Cent obaglon. Do konn ma se zwar koane Haar damid trocknen, oba es tuat fia 10 Minutn wia a Fön. Des legt er neba mein Enkl und innerhalb von de 10 Minutn schlaft er, tief und fest. Wenn er dann erwachsn is, glangt eam dann wahrscheinlich aa fia 45 Cent a Kaffee-Äpp. De kocht zwar koan Kaffee, oba de blubbert wia a Kaffeemaschin und der is af Smartphone konditioniert, de Vorstellung von Kaffee glangt eam, do braucht er koan echtn Kaffee mehr. Allerdings noch am 100sten Mol fangts as röcheln oo. Do konn er dann fia 3 Euro 95 a Entkalkungs Äpp oba lon, dann blubberts wieda.

Mei ander Enkel hod vui Buidabiachln. Wia er af an Smartfoun a Buidl gseng hod, wollt er fias näxte Buidl as Smartfoun umdrahn.

Und dafür soll ich ein Smartphone brauchen? Ich meine, ich hab eine Wohnung, da bin ich erreichbar. Und wenn ich weg fahre, dann fahr ich weg, dass ich nicht erreichbar bin. Und, so ein modernes Zeug, so ein Teufelszeug, das nehm ich ohnehin nicht in die Hand. Die neuen Handy, die es da gibt, wenn ich mit denen telefonieren will, fotogrfiere ich immer mein Ohr. Was die heutzutage schon alles können, wahrscheinlich können sie demnächst Kaffee kochen und Wäsche waschen. Dafür werden sie immer kleiner, irgendwann braucht man eine Stecknadel, damit man die Tasten überhaupt trifft.

Als Fön gehen sie schon, das weiß ich von meinem Schwiegersohn, der hat sich eine Fön-App für 45 Cent heruntergeladen. Damit kann man sich zwar keine Haare trocknen, aber es tut für 10 Minuten wie ein Fön. Das legt er neben meinen Enkel und innerhalb von diesen 10 Minuten schläft er, tief und fest. Wenn er dann erwachsen ist, reicht ihm dann wahrscheinlich auch für 45 Cent eine Kaffee-App. Die kocht zwar keinen Kaffee, aber sie blubbert wie eine Kaffeemaschine und er ist ja auf Smartphone konditioniert, die Vorstellung von Kaffee reicht ihm, da braucht er keinen echten Kaffee mehr. Allerdings nach dem 100sten Mal fängt sie an zu röcheln. Da kann er dann für 3 Euro 95 eine Entkalkungs-App herunter laden, dann blubbert es wieder.

Mein anderer Enkel hat viel Bilderbücher. Als er auf einem Smartphone ein Bild sah, dehte er für das nächste Bild das Smartphone um.

Mid dene Navi is ja as Gleiche. Da tippst dei Ziel ei und host koa Ahnung, wost bist. A Bekannter hod innerhalb kurzer Zeit noch Karlsruhe und Köln miassn, Der hod tatsächlich gmoant, des warn Nachbarstädt, weils beide am Rhein lieng. I moan da Rhein is etwas länglich, do konns scho Entfernungen gem, oba des ho er ned übarissn, des mid de Flughäfn hod er aa ned übarissn. Er hod nämlich erzählt, dass de in kürzester Zeit den Flughafn völlig umbaut ham. Bis i drauf kemma bin, der is oamol am Fankfurter und oamal am Stuttgarter Flughafn vorbei gfahrn. Und hods garned gmerkt, weil er bloß am Navi nochgfahrn is. I moan, sowos bauch i ned, i fahr zwar aa a Frauastimm noch, oba de hoaßt Gitta und hod a Kartn in da Händ.

Etzt hod mia oba mei Tochter so a Navi aufdrängt, wia sa se a neis Auto kafft ham, wo as Navi glei drin is. Mia wollten ja vorm LT nach Pirna, des is bei Dresdn an der Elbe. Do wollt ma an da Elbe radln und in de sächsische Schweiz. Hamma uns ganz schee vorgstellt. Und dann hob i versehentlich ned Pirna sondern Prina ins Navi eigem.

Außakemma samma im Piemont, oba ned in da Ebene, sondern in am Bergdorf. Und des ois midn Wohnwagn hint dro. I hob mi ja scho gwundert, wofia i a schweizer Pickerl brauch, wenn i nach Saxn fahr, oba dann is mia eigfolln, dass ma in da säxischn Schweiz vielleicht doch a Schweizer Pickerl braucht. Etliche Staßn warn aa gsperrt fia Wohnwagn, oba des war mia wurscht, wenn mei Navi sogt, do muaß i durch, dann fahr i do durch. Wias dann aa koan Campingplatz ghabt ham in Prina, hob i gsogt, etzt miaß ma der Sach nochgeh. Irgendwann hob i den Fehla scho gmerkt, i moan, ganz bled bin i ja aa ned, oda?

Mit diesen Navi ist es ja das Gleiche. Da tippt man sein Ziel ein und man hat keine Ahnung, wo man ist. Ein Bekannter musste innerhalb kurzer Zeit nach Karlsruhe und Köln. Der meinte tatsächlich, dies wären Nachbarstädte, weil sie beide am Rhein liegen. Ich meine der Rhein ist etwas länglich, da kann es schon Entfernungen geben, aber das hat er nicht verstanden, das mit den Flughäfen hat er auch nicht verstanden. Er erzählte nämlich, dass die in kürzester Zeit den Flughafen völlig umgebaut haben. Bis ich drauf kam, der ist einmal am Fankfurter und einmal am Stuttgarter Flughafen vorbei gefahren. Und hat es nicht gemerkt, weil er nur dem Navi nach gefahren ist. Ich meine, so etwas bauche ich nicht, ich fahre zwar auch einer Frauenstimme nach, aber die heißt Gitta und hat eine Karte in der Hand.

Jetzt hat mir aber meine Tochter ein Navi aufgedrängt, als sie sich ein neues Auto mit Navi kauften. Wir wollten ja vor dem LT nach Pirna, das ist bei Dresden an der Elbe. Da wollten wir an da Elbe radlen und in die sächsische Schweiz. Haben wir uns ganz schön vorgestellt. Und dann hab ich versehentlich nicht Pirna sondern Prina ins Navi eingegeben.

Herausgekommen sind wir im Piemont, aber nicht in der Ebene, sondern in einem Bergdorf. Und das alles mit Wohnwagen hinten dran. Ich hab mich ja schon gewundert, wofür ich eine schweizer Vignette brauche, wenn ich nach Sachsen fahre, aber dann ist mir eingefallen, dass man in der sächsischen Schweiz vielleicht doch eine schweizer Vignette braucht. Etliche Staßen waren auch gesperrt für Wohnwagen, aber das war mir egal, wenn mein Navi sagt, da muss ich durch, dann fahr ich da durch. Als es dann auch keinen Campingplatz in Prina gab, hab ich gesagt, jetzt müssen wir der Sache nachgehen. Irgendwann hab ich den Fehler schon gemerkt, ich meine, ganz blöd bin ich ja auch nicht, oder?

Oba do sicht ma wia praktisch dass des is, wenn ma noch so am kloan Versehen überall mit Euro zahln ko. Also samma zruck Richtung Pirna, wieda durch d Schweiz, zum Glick hamma scho a Pickerl fiad Schweiz ghabt.

Irgendwie samma dann doch no noch Pirna kemma. Hod uns guat gfolln. Radlwege, Cämpingplatz, ois eins A. Is unsa Soli doch ned fiad Katz. De Ossi betona ja gern, dass sie ja aa an Soli zahln. Des kimmt mia a so vor, wia wenn da Georg bei seina Straßnmusik selba an Fünfa in sein Gitarrekoffa nei wirft und sogt: "So guad hods mia gfolln."

Im Nationalpark säxische Schweiz warn mia aa. Do hamma vui seltene Vegl gseng. Welche? Ja, keine Ahnung. Oba, wenns a Nationalpark is, miaßn de Vegl seltn sei, sunst waars ja koa Nationalpark. In Pirna ham mia uns an am Rengtog des DDR-Museum, i sog imma Dädarä-Museum, des klingt lustiga, also, des ham mia uns übalegt. Intressiert hätts mi scho, oba i woaß halt aa, dass i mi gscheid ärgert, wenn aus lauta Ostalgie der rod ogmolde Faschismus schee gredt werd. In Dresdn wollt mei Frau in Zwinga. Do hob i ihr gsogt,: "Moanst ned, dass mia fia an Zwinga-Club zu oid san?"

Und dann ham mia ja eh nach Görlitz weida miaßn. Und do hamma ohne Navi her gfundn, weil zum Liedatreffn find mei Auto von alloa.

Da sieht man aber, wie praktisch es ist, wenn man nach so einem kleinen Versehen überall mit Euro zahlen kann. Also sind wir zurück Richtung Pirna, wieder durch die Schweiz, zum Glück hatten wir schon eine Vignette für die Schweiz.

Irgendwie sind wir dann doch noch nach Pirna gekommen. Hat uns gut gefallen. Radlwege, Campingplatz, alles eins A. Ist unser Soli doch nicht für die Katze. Die Ossi betonen ja gern, dass sie auch Soli zahlen. Das kommt mir so vor, wie wenn Georg bei seiner Straßnmusik selbst fünf Euro in seinen Gitarrekoffer wirft und sagt: "So gut hat es mir gefallen."

Im Nationalpark sächsische Schweiz waren wir auch. Do haben wir viele seltene Vögel gesehen. Welche? Ja, keine Ahnung. Aber, wenn es ein Nationalpark ist, müssen die Vögel selten sein, sonst wär es ja kein Nationalpark. In Pirna haben wir uns an einem Regentag das DDR-Museum überlegt, ich sag immer Dädarä-Museum, das klingt lustiger. Intressiert hätte es mich schon, aber ich weiß eben auch, dass ich mich gewaltig ärgere, wenn aus lauter Ostalgie der rot angemalte Faschismus schön geredet wird. In Dresden wollte meine Frau in den Zwinga. Da hab ich ihr gesagt,: "Meinst du nicht, dass wir für einen Zwinger-Club zu alt sind?"

Und dann mussten wir ja ohnehin nach Görlitz weiter. Und da haben wir auch ohne Navi her gefunden, weil zum Liedertreffen findet mein Auto von ganz allein.

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